Ich wurde in Wien geboren. In Ottakring, Zentrum der Wiener Musik und des Dudlers.
Ein reiner Zufall – mein Vater, ein gebürtiger Kärnter Slowene, absolvierte sein Studium als Russischdolmetsch und hatte nach jahrelangem Pendeln in den Pinzgau eine gemeinsame Wohnung für die Familie gefunden. Vielleicht war es aber auch kein Zufall, denn ich kann so mit Fug und Recht behaupten, dass in meiner Brust das berühmte goldene Wiener Herz schlägt, das in vielen Liedern besungen wird.
Aufgewachsen bin ich in Wöllersdorf (NÖ) und Moskau, auch das hatte mit der beruflichen Karriere meines Vaters zu tun. Meine Mutterspache ist hochdeutsch, meine Eltern hielten nichts von Dialekt, das wurde durch meinen Besuch der deutschen Schule Moskau noch verstärkt. Gesungen habe ich ja angeblich bevor ich zu sprechen begann. Das Singen war ein ganz zentrales Kommunikationsmittel zwischen mir und meiner Mutter, später im vierstimmigen Gesang mit der ganzen Familie.
Ich wollte immer Sängerin werden, konnte mir aber irgendwie nicht vorstellen, dass etwas mir so Selbstverständliches ein Beruf sein könnte. So machte ich zunächst ein freiwilliges soziales Jahr in Vorarlberg, das meinen weiteren Lebensweg beeinflusste: Ich wurde nämlich Sonderschullehrerin und begann in Wien an einer Schule für schwerstbehinderte Kinder zu unterrichten. Diese Kinder, aus verschiedensten Nationen und mit unterschiedlichsten Beeinträchtigungen, sangen in der Regel mit mir, bevor sie zu sprechen begannen – so wie ich seinerzeit. Hier begann auch meine erste Auseinandersetzung mit dem Wiener Dialekt, den ich als sehr poetische wie kraftvolle Sprache kenne und liebe.
Ich suchte eine tiefere Auseinandersetzung mit mir. So überwand ich die Hürde der Aufnahmeprüfung an die Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, um dort IGP Gesang zu studieren, nebst zahlloser Fortbildungen und Meisterkursen im Bereich Gesang, Schauspiel und Tanz.
Das Singen in Kombination mit meiner Unterrichtstätigkeit war nicht immer einfach. Als ich die Leitung des Musikschwerpunktes übernahm, führte sie aber zu wunderbaren musikalischen Projekten mit den Kindern der Sonderschule u.a. mit den Wiener Sängerknaben, im Dschungel Wien, im Muth, im Konzerthaus, mit dem Wiener Mozartjahr und der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
2002 erfolgten weitere zufällige wie schicksalhafte Begegnungen: Mit Roland Neuwirth, dem Wiener Volksliedwerk, Trude Mally und Gerhard Bronner. So begann meine Auseinandersetzung mit Wiener Musik zwischen „Kunst“ und „Unterhaltung“ der letzten Jahrhunderte, insbesondere mit dem „Wiener Dudler“ (Wiener Koloraturjodler und immaterielles Kulturerbe der UNESCO), als dessen Expertin und führende Interpretin ich mittlerweile gelte.
Der Wiener Dudler ist meine musikalische Heimat geworden: er zeigt mir alle meine stimmlichen und emotionalen Möglichkeiten auf, auch wenn ich mich gerne in andere musikalische Gefielde begebe.
Meine physische Heimat ist der 19. Bezirk und der Heurige Hengl-Haselbrunner geworden. Hier spielt die „Wiener Liedkunst“, eine Musikreihe, die ich für Musiker der „Wiener Szene“, Freunde, Gäste und mit grosser Freude auch für das Fernsehen und sein Publikum (W24 und ORF3) kuratiere, hier wachsen meine beiden Söhne auf, von dort aus begebe ich mich auf Reisen, Festivals, Produktionen und Konzerte.
Seit vielen Jahren setze ich mich mit der Komplexität von Atmung, Haltung, Stimme, Psyche, Emotion und Geist – mit dem Wunder des Menschsein – auseinander. Die Schwingung meiner Stimmbänder breitet sich in mir und in der Luft aus, mein Resonanzkörper schwingt und regt andere zum Mitschwingen an, die meine in Schwingung versetzte Luft einatmen… „Dein Singen berührt mich“, höre ich oft. Das macht meinen Beruf für mich so besonders.
Meine Anstellung an der Sonderschule habe ich zu Gunsten meiner Kinder und der Kunst beendet, ich unterrichte aber sehr gerne. Derzeit bin ich Dozentin für Wiener Lied an der MUK Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, gebe Privatstunden und Workshops, unter anderem bei der Gea Akademie in Schrems.