NÖN: Palmisano jodelt als Frau Nestroy in der Rothmühle
Mit einem feministischen Blick präsentierte Agnes Palmisano das Leben von Nestroys Gefährtin Marie Weiler bei den Schwechater Nestroyspielen in der Rothmühle.
„Von was die Mädchenherzen seyn“ singt die Koloraturjodlerin zu Beginn aus Nestroys „Der Treulose oder Saat und Ernte“. Sie startet damit eine Zeitreise durch das Leben der starken Frau Marie Weiler an der Seite des talentierten Bühnenautors und Meisters der satirischen Posse. Mit viel Humor verkörpert sie in einer Person, mit einer halbangezogenen Jacke, rechts Nestroy und links seine Marie. Lautstarke Flugzeuge, die während der Vorstellung über das Schloss Rothmühle hinwegzogen, jodelte Palmisano lachend davon.
Begleitet von den Musikern Andreas Teufel an der Schrammelharmonika und Daniel Fuchsberger an der Kontragitarre erzählte die Wienerin von Nestroys Patchworkfamilie. Davon, dass die Sängerin Marie Weiler sich um Nestroys dreijährigen Sohn kümmerte, seine Finanzen im Griff behielt und für ein stabiles Zuhause des Theaterschriftstellers sorgte. Gemeinsam mit Fuchsberger sang Palmisano Duette, wie etwa das Lied „Wenn sich das Ehband schlingt ohne Liebe“ (1833 aus „Robert der Teuxel).
Da Nestroy schon einmal verheiratet war, konnte er im damaligen katholischen Wien seine Frau Weiler nicht ehelichen. Für den Dramatiker, den Mann, war das in der Gesellschaft kein Problem. Doch für Marie war diese „wilde Ehe“ schwieriger. Waren doch im 19. Jahrhundert Grenzen von Sitte und Moral, zumindest an der Oberfläche, eng gesteckt. „Nestroy und DIE FRAU Weiler“, erklärt Palmisano den Stücktitel, weil Nestroy angeblich immer so von seiner Marie sprach: „Die Frau wird sich dann darum kümmern“, oder „Die Frau weiß schon Bescheid“.
Das Stück zeigt Nestroy von einer neuen Seite. Denn Palmisano skizziert den Dramatiker als durchaus schüchternen Menschen, der jedoch auf der Bühne das Rampenlicht genießt. Mit Arien, Couplets und Zitaten brachte das Trio dem Schwechater Publikum die Gefühlswelt von Marie Weiler näher. Denn viele Frauen lagen Nestroy zu Füßen und manche auch mit ihm im Bett. Palmisano zitiert Nestroy als Marie Weiler: „Gewissen ist der elastischste Stoff, heut‘ kann man’s kaum über Maulwurfshügel spannen, morgen deckt man ganze Berge damit zu.“
Quelle: