Von Liebestod und verzehrender Sehnsucht – kleine Zeitung

Von Liebestod und verzehrender Sehnsucht -Martin Wuttke überhebt sich am „Würgengel“.

WIEN. Gelegentlich, wenn ihn die Schauspielerei am Theater oder als Leipziger „Tatort“-Kommissar nicht ausfüllt, nimmt Martin Wuttke im Regiesessel Platz. Im Burgtheater Kasino am Schwarzenbergplatz brachte der 49-jährige Gelsenkirchener mit „Nach der Oper: Würgeengel“ eine theatralische Neuinterpretation des Filmklassikers „Der Würgeengel“ von Luis Buñuel (1900 – 1983) auf die Bühne. Mit gigantischem Aufwand: 18 Burgschauspieler von Bibiana Zeller über Andrea Clausen bis Maria Happel, von Franz J. Csencsits über Ignaz Kirchner bis Peter Matic. Dazu ein zwölfköpfiges Orchester und vier exzellente Gesangssolisten (Agnes Palmisano, Hege Gustava Tjønn, Martin Mairinger, Duccio Dal Monte).

In einer Gleichzeitigkeit von szenischer Aktion, musikalischer Darbietung und diversen Videozuspielungen von Darstellergesichtern und visuellen Assoziationen zu Buñuel-Filmen strömt diese „masochistische Komödie“ – so der Untertitel- dahin. Kommt bei Buñuel die bürgerliche Gesellschaft nach einer Aufführung von „Lucia di Lammermoor“ zum Souper in einer Großbürgervilla, so hörte sie in Wuttkes und Anna Heesens Textfassung Wagners „Tristan und Isolde“. Nicht ganz drei Stunden dauert diese unkommunikative Kunstanstrengung, dem ein erklecklicher Teil des Publikums den Schlussapplaus verweigerte. RR
„Nach der Oper: Würgeengel“. Nach Luis Bu ñuel. 15. Februar, 7., 9., 12. und 14. März, Kasino am Schwarzenbergplatz. Karten: Tel. (01) 513 15 13.
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