Rezension Wiener Halbwelten – Bockkeller
Souverän, virtuos, unbeirrbar. Erbarmunsgslos verhöhnend, aber dann verletzlich und herrlich risikofreudig – fast gehen mir die Adjektive bei Agnes Palmisano aus. Doch ein Wort fasst alles zusammen, was auf dieser CD geboten wird: lustvoll.Das schließt natürlich Roland Sulzer und Peter Havlicek mit dem Duett „Mei Vater hat g’sagt“ mit ein. Peter Havlicek ist mit dem anmutigen Tanz „Lepschi“ sowie einer Vertonung von Fiakermillis „Ich bin halt noch so unerfahr’n“ auch als Komponist vertreten.
Innig und verträumt – ist’s gar die erste Liebe? – wird „’s Grüaberl im Kinn“ besungen; aber mit welch routinierter Endgültigkeit werden hier die bedauernswerten Pokornys und der ewige Verlierer, der Novotny, abgefertigt! Schaudernd erlebe ich bei jedem Hören die nahtlose Verwandlung des kecken „Dur“-Kuckucks (trad.) in Mahlers toten „Moll“ – Kuckuck („Ablösung im Sommer“ aus Des Knaben Wunderhorn). Gewagt – gelungen. Irgendwie landen wir mit dem Schlusslied – Schuberts „Auf dem Wasser zu singen“ nicht gerade dort, wo wir mit Track 1 („Der Lobdudler“) angefangen haben…oder doch? In diesen Halbwelten gibt es viele fließende Übergänge. Doch keine Angst: wer sich auf die musikalische und sprachliche Vielfalt dieser CD einlässt wird bald zum Eingeweihten. Denn hier ist die Rede vom „Wiener Lied“. Und das soll kein Tippfehler sein! Magdalena Pemberton