Volksblatt: Im Schatten Nestroys

Gmunden: Annäherung an Marie Weiler mit Agnes Palmisano und den Salonisten

Von Christian Pichler

Konfusion, der Nestroy ist nicht da. Widmet sich vermutlich gerade seinen „Mädlerien“, seinen Seitensprüngen. Steht die Wiener Sängerin Agnes Palmisano also alleine auf der Bühne.

Gelegenheit, um an eine Frau zu erinnern, die vor gut 150 Jahren starb: Marie Weiler. „Wer is’n des?“, tönt es aus dem Orchester.

Marie Weiler, 1809-1864, liebte und erlitt 35 Jahre Johann Nepomuk Nestroy, „aber um den geht’s heute Abend überhaupt nicht!“

Palmisano erzählt von der Lebensgefährtin des großen Dramatikers, singt Lieder und Couplets, die Nestroy der Schauspielerin und Sängerin Weiler (auch längst vergessen: Musik von Adolf Müller) auf den Leib geschrieben hat.

Erstaufführung von „Die Frau Weiler — ein unmögliches Leben“ war Sonntagabend im prall gefüllten Gmundener Stadttheater.

Eine musikalisch-dramatische Annäherung mit den Österreichischen Salonisten, zugleich Auftakt der neuen Reihe „Schneegestöber“ der „Salzkammergut Festwochen Gmunden“.

Regisseurin Nora Dirisamer verwebt geschickt Zeitebenen, wiederholt bimmelt das (Mobil-)Telefon. Palmisano/Weiler muss während des Auftritts checken, wer sich denn um ihre und Nestroys Kinder kümmere.

Das kostet Nerven, wenn auch noch Peter Gillmayr — musikalischer Leiter und 1. Violonist der Salonisten — am Handy Anweisungen des Meisters erwartet. Ohne die konsequente, gar nicht biedermeierliche Weiler wäre Nestroy (finanziell) verloren gewesen. Seine „Mädlereien“? Wie Palmisano in „Wir sind vorsichtig“ singt:

„Da bleibt wohl nix übrig als nachsichtig sein.“ Den Freibrief schrieb sich Nestroy gleich selbst.

Ein ungemein kurzweiliger und vergnüglicher Abend.

Famos die Salonisten, exzellent der Gesang von Palmisano, vom „Dudln“ („kennt kein Mensch außer der UNESCO“) bis hin zu Kostproben aus dem Opernfach. Viele Bravos.

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Quelle: http://www.volksblatt.at/kulturmedien/im_schatten_nestroys_02022016/

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