STRAUSS: Die Fledermaus – Comödie Fürth

„Die Fledermaus“ – die wohl wienerischeste aller Operetten – in einer gestrafften Fassung, ohne Chor und Ballett, aber dafür auf einer nicht Musiktheater erprobten Bühne. Kann das gut gehen ? Es kann – wenn die Kürzungen intelligent vorgenommen werden, das Ensemble jede Menge an Witz und Charme versprüht und die Regie das häufig zum weinseligen ilvesterspektakel reduzierte Stück auf den tatsächlichen Inhalt fokusiert. Dann geht auch in der Comödie Fürth vor einem nicht unbedingt operettenaffinen Publikum ein Konzept auf, das nur als „schräg“ im besten Sinne charakterisiert werden kann.
In diesem durchaus stimmigen Konzept von Wolfgang Gratschmaier, wird aus Alfred die Karikatur eines italienischen Tenors namens Alfredo; Dr. Falke ist mit einer Sängerin besetzt, die eine Kopie des Prinzen Orlofsky sein könnte; Ida ist als Ausgleich in Wirklichkeit ein Mann; Frosch ist schlussendlich so besoffen, dass er sich selbst doppelt sieht und sich mit seinem alter ego Kröte zu einem Lachtränen fordernden Doppelspiel ergänzt. Dass das alles nicht zum karnevalesken Ulk verkommt, ist Verdienst von Regisseur gemeinsam mit einem spielfreudigen Ensemble aus Deutschland und Österreich rund um das beliebte
fränkische Duo Volker Heißmann und Martin Rassau.
Diese beiden Komiker sind es auch, die als Kröte und Frosch alle Erinnerungen an Otto Schenk und Co. im Nu vergessen lassen und mit ihrem bodenständigen Witz auch den Besucher aus Wien in kürzester Zeit in ihren Bann ziehen. Wobei Martin Rassau als Ida und Volker Heißmann als Dr. Blind auch schon vorher die Lachmuskeln des Publikums mehr als angegriffen haben. Ernst bleibt lediglich der Gefängnisdirektor Frank in Person von Peter Wohlert, der in seiner Trockenheit schon wieder komisch ist.
Das Familienleben der Eisensteins – wunderbar schmierig der baritonale Tenor Camillo dell´Antonio, manch einem Abenteuer nicht abgeneigt die nicht nur stimmlich attraktive Nicola Becht als seine Gattin Rosalinde – könnte überall spielen; die nterschiedlichen Spielplätze – Wohnung, Palais, Büro – werden durch unterschiedliche Hintergrundprojektionen gezeichnet. Und es stört auch nicht, wenn die eine oder andere aus der Volks- oder Staatsoper beliebte Pointe dem Streichstift zum Opfer gefallen ist. Isabella Ma-Zach ist eine äußerlich spröde Adele, deren Liebreiz sich in den Tönen offenbart; Agnes Palmisano stellt einen maskulinen Dr. Falke mit verführerrischen Klängen auf die Bühne; Kathrin Leiwe spielt den Orlofsky nicht ganz so gelangweilt, wie es der Text verspricht, begeistert aber bei ihrer Szene stimmig das Publikum; Wolfgang Gratschmaier nimmt man den italienischen Tenor (herrlich sein „o sole mio“ im 3.Akt) wie auch den Liebhaber jederzeit ab.
Am Flügel sitzt Marcin Koziel, dem es mühelos gelingt, das fehlende Orchester vergessen zu lassen.

Brunello/Michael

19. Mai 2009